… Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen,…
bereits in der Präambel des Grundgesetztes wird klar, dass die Beziehung zwischen Staat und Religion in Deutschland einen erheblichen Stellenwert einnimmt. Wie groß der Einfluss, hauptsächlich der christlichen Kirchen, in Deutschland wirklich ist macht sich kaum jemand bewusst.
- Religion im Kindesalter (Taufe, Kirchlicher Kindergarten, Kindergottesdienste, Religionsunterricht, Kinderbibeln, Kirchenglocken, Oster- und Weihnachtsferien statt Frühlings- und Winterferien,
- Religion in der Jugend (Religionsunterricht, kirchliche Jugendgruppen, Pfadfindergruppen,
- Religionseinfluss im Erwachsenenalter
- Feiertage
- Wann sind die Feiertage?
- Stille Feiertage
- Sonntags-Arbeitsverbot
- Mediale Information
- Kirchen haben eigene Vertreter in Rundfunkräten
- Eigene Religionssendungen in Radio und TV
- Kirche in der Politik
- Kirche und Gesetz
- Art. 4 GG / Art. 140 GG / Art. 137 Abs. 5 WRV
- Art. 3 GG ⇔ Kirchliches Arbeitsrecht
- Beschneidung: Recht auf körperliche Unversehrtheit, Schutzbefohlener ⇔ Recht auf Religionsfreiheit (der Eltern)
- Finanzierung von Religionen
- Einrichtungen unter kirchlicher Trägerschaft
- Feiertage
Religion im Kindesalter
Die meisten Kinder werden in Deutschland immer noch direkt nach der Geburt getauft. Die Taufe beinhaltet bei den Katholiken auch einen Exorzismus. In vielen Gegenden gibt es nur kirchliche Kindergärten und die Möglichkeit ein Kind kirchenfrei zu sozialisieren wird hierdurch immens erschwert. In vielen Städten ist das nur ein kleineres Problem aber umso ländlicher das Leben ist, desto normaler gehört die Kirche dazu und umso schwerer wird es auch ohne Kirchenzugehörigkeit anerkannt zu werden. Natürlich gibt es dann für Kinder auch den speziellen Kindergottesdienst in dem ganz selbstverständlich die Bibelgeschichte erzählt wird. In diesem Zusammenhang gibt es dann auch Kinderbibeln, in denen die zum Teil grausamen Geschichten etwas geschönt dargestellt werden (Hey, Gott hat zwei von jeder Sorte gerettet und nicht nur den ganzen Rest verrecken lassen) Ab Geburt hören Kinder die Kirchenglocken und spätestens wenn sie in die Schule kommen freuen Sie sich auf Weihnachts- und Osterferien. Klar, wir haben auch Sommer- und Herbstferien und die anderen zwei Jahreszeiten heißen eben Weihnachten und Ostern oder warum sonst sind die Ferien nicht als Herbst- und Winterferien benannt? Zwischen den Ferien gibt’s dann Religionsunterricht. Die Lehrer, die oftmals direkt von den Kirchen kommen und dann zum Teil noch nicht mal eine Ausbildung zum Lehrer absolviert haben werden vom Staat bezahlt und haben von der Kirche einen eindeutigen Missionierungsauftrag. Mittlerweile wird zwar in vielen Gegenden auch ein Ethik Unterricht angeboten jedoch ist dieser teilweise auch schon kirchlich unterwandert. (z.B. dadurch dass der Unterricht von Religionslehrern ohne Zusatzausbildung gehalten wird oder dass Arbeitsblätter durch die Kirchen zur Verfügung gestellt werden)
In kleineren Dorfschulen, fehlt es oft an der nötigen Schülerzahl um einen Ethikunterricht anbieten zu können oder der Ethikunterricht bedeutet für die Kinder eine Freistunde während die anderen Religion haben dafür müssen sie dann Mittags länger bleiben. In Wohnvierteln mit einem hohen Anteil von Muslimen kann der Ethikunterricht dann auch schon mal zum Ersatz-Islam-Unterricht mutieren. Dies alles sind keine guten Voraussetzungen um Kinder in einer gottlosen Welt aufwachsen zu lassen.
Vieles davon sind kaum wahrnehmbare subtile Beeinflussungen, die den Kindern zuerst mal nur zeigen soll, „Die Kirche ist da und sie ist gut für Euch!“
Im Judentum und dem Islam geht das ganze so weit, dass den Kinder in Form einer Beschneidung sogar massive irreparable körperliche Gewalt angetan wird. Darauf gehe ich jetzt nicht weiter ein, weil ich darüber schon mal einen Artikel geschrieben habe.
Kirche in der Jugend
Im Jugendalter wird fortgesetzt was in der Kindheit schon erfolgreich begonnen wurde und gleichzeitig darauf vorbereitet sie auch als Erwachsene in der Kirche zu halten. Gerade in kleineren / ländlicheren Gegenden ohne großes Soziales Angebot finden Kirchen natürlich durch soziale Angebote wie Kinder-/Jugendgruppen, Pfadfindergruppen oder auch den Kirchenchor immer wieder neue Sympathisanten. (Das Modell funktioniert im übrigen auch sehr gut wenn die NPD dort Jugendtreffs finanziert wo es keine Alternativen gibt. Die Wählerzahlen sind beeindruckend)
Die Werbemaßnahmen sind genial, weil sie permanent subtil wirken, nahezu nichts kosten und einen Zusammenhalt über den kleinsten gemeinsamen und ebenfalls kostenlosen, wenn auch unrealen Nenner „Gott“ schaffen. Als gelernter Werbekaufmann ziehe ich den Hut.
Religion im Erwachsenenalter
Feiertage
Ein Großteil der Feiertage hat eine lange Tradition und wurde von den Christen bereits übernommen. Man kann sich in der heutigen Zeit aber wirklich fragen ob das noch zeitgemäß ist. Zu meiner Zeit bei den Piraten habe ich dazu mal einen Antrag eingebracht (er wurde wegen Zeitmangel auf dem Bundesparteitag leider nicht behandelt)
Ich bin der Meinung, dass alle christlichen Feiertage abgeschafft werden müssten und dafür der Mindesturlaubsanspruch um diese Anzahl Tage erhöht werden muss. Außerdem sollte es für Arbeitgeber verpflichtend sein den Urlaubsanspruch für diese Anzahl Tage zu gewähren. So gut wie niemand feiert mehr Pfingsten aus christlichem Hintergrund. Im vergleich dazu feiert jeder den Geburtstag der eigenen Kinder. Was ist dann wohl der wirkliche Feiertag?
Ganz schlimm wird es an den „Stillen Feiertagen“ bei denen sich die Kirchen auf Art 4 (2) GG stützen und die ungestörte Religionsausübung einfordern. Für alle anderen bedeutet das eine durch christliche Intoleranz geprägte Einschränkung des öffentlichen Lebens (Verbot von Tanz und Musik). In meinem speziellen Fall als Musiker bedeutet das ein Arbeitsverbot. Da Freitag einer der Hauptarbeitstage ist, trifft das am Karfreitag besonders hart.
In die gleiche Kategorie zählt auch das Sonntags Arbeitsverbot. Persönlich unterstütze ich das Sonntagsarbeitsverbot aus Arbeitnehmersicht. Aber bei der immer wieder kommenden Diskussion darüber mischen sich auch immer die Kirchen ein und die sollten hier nichts zu melden haben.
Kirche in den Medien
Eine kurze Zusammenfassung über die Zusammenarbeit der Kirche mit den Rundfunkanstalten ist auf einer evangelischen Webseite ganz gut beschrieben, daher verlinke ich einfach darauf.
Ein weiterer Aspekt ist die kirchliche Einmischung in die Programmgestaltung durch erhebliche Anteile in den Rundfunkräten. Es ist schwer die Rundfunkräte in einem Nebensatz zusammen zu fassen, weil jede Sendeanstalt und Jedes Bundesland hierzu eigene Regelungen hat. Pauschal kann aber gesagt werden, dass Kirchenvertreter immer Sitze in den Rundfunkräten haben und dass Säkulare Organisationen wie z.B. die Giordano Bruno Stiftung niemals einen Platz haben. (Wenn ich mal viel Zeit habe werde ich mir das Thema mal einzeln vornehmen). Zusätzlich zu den kirchlichen Vertretern sollte aber auch die religiöse Zugehörigkeit der in den Rat entsandten Politiker nicht außer Acht gelassen werden.
Neben der indirekten Einflussnahme über die Rundfunkräte gibt es aber auch fest geregelte, garantierte Sendezeiten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk für Kirchliche Werbung/Sendungen.
Kirche in der Politik
Auch in der Politik spielt die Religionszugehörigkeit eine große Rolle. Exemplarisch will ich auf die offizielle Statistik des Bundestags verweisen. Die Zahlen für die Bevölkerungsanteile habe ich Wikipedia entnommen.
Konfessionslos | Katholisch | Evangelisch | Rest | |
Gesamt Bevölkerung (in Prozent) |
34% | 28,9% | 27,1% | 10% |
Bundestag (Absolut / ~in Prozent) |
26 (3%) | 203 (32%) | 200 (32%) | 201 (32%) |
Diese Zahlen muss man auf sich wirken lassen. Trauen sich Konfessionslose nicht dies Zuzugeben, weil es ein Ende der Kariere bedeuten könnte? Wollen Abgeordnete mit evangelischer oder katholischer Konfession dies nicht zugeben, weil das Missverhältnis sonst noch deutlicher sichtbar würde? Das sind natürlich nur spekulative Fragen.
Kirche und Gesetz
Die Religionsfreiheiten stützen sich hauptsächlich auf das Grundgesetz, von dem untergeordnete Gesetzte in freier Interpretation abgeleitet oder genauer definiert werden.
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland – Art 4
(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland – Art 137 Abs. 5 WRV / Die Verfassung des Deutschen Reichs Art 137
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland – Art 140
Die Bestimmungen der Artikel 136, 137, 138, 139 und 141 der deutschen Verfassung vom 11. August 1919 sind Bestandteil dieses Grundgesetzes
Art. 3 (3) GG ⇔ Kirchliches Arbeitsrecht
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Niemand darf auf Grund seiner religiösen Anschauungen benachteiligt werden. Wie ist es dann möglich, dass in der praxis nach kirchlichem Arbeitsrecht Menschen diskriminiert werden? Bei Stellenausschreverlangt wird regelmäßig ein christlicher Glaube verlangt und wenn der Arbeitgeber nicht die christlichen Leitlinien einhält, so kann er und wird er z.B. nach einer Scheidung gekündigt. Mal davon abgesehen, dass die Reihenfolge der Artikel von der Prioritätensetzung eine Bedeutung hat (die Diskriminierungsfreiheit steht vor der Religionsfreiheit) widerspricht diese Praxis auch Art 137 (3) WRV – weil die kircheninterne Regelung allgemeinem Deutschen Recht entgegen steht.
Beschneidung: Art. 2 (2) GG Recht auf körperliche Unversehrtheit ⇔ Art. 4 GG Recht auf Religionsfreiheit (der Eltern)
Wie auch beim Thema Arbeitsrecht, wird hier wieder von Religionsvertretern das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit mit Füßen getreten. Wie vorhin schon erwähnt verweise ich bei diesem Thema auf einen älteren Artikel.
Finanzierung der christlichen Kirchen in Deutschland
Ich versuche es kurz zu fassen: Die Kirchenfinanzierung läuft zum Großteil nicht über die Kirchensteuer sondern über viele Einzelpositionen. Zum Beispiel werden die Gehälter von kirchlichen Amtsträgern aus Steuergeldern bezahlt, Subventionen gibt’s für Gebäudesanierungen bis zu 100% und kirchliche Sozialeinrichtungen werden zu über 90% von der öffentlichen Hand finanziert.
Wer sich intensiver mit dem Thema beschäftigen, dem empfehle ich die Webseite http://www.stop-kirchensubventionen.de/ und ein Video mit dem Experten Carsten Frerk:
Einrichtungen unter kirchlicher Trägerschaft
Ein spezielles Unterthema der Kirchenfinanzierung gilt den Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft, die unser Sozialsystem ausplündern zu Gunsten ihrer Missionarstätigkeit.
Hierzu muss noch einmal erwähnt werden, dass dir Kirchlichen Einrichtungen die von den Organisationen Caritan (katholisch) und Diakonie (evangelisch) unterhalten werden sowieso zu über 90% aus nicht-kirchlichen Geldern finanziert wird. Hierbei beziehe ich mich auf Zahlen von Caritas (von 2013) und von Wikipedia. Für knapp 10% Beteiligung darf massiv Werbung betrieben werden, ein Bild dargestellt werden das mit der Realität nichts zu tun hat und allgemeines Recht gebrochen werden. Immer wieder höre ich, dass das Sozialsystem ohne die kirchen zusammenbrechen würde. Das ist Blödsinn!
§ 10 Abs. 1 Nr. 4 EStG gestattet die unbegrenzte steuerliche Absetzbarkeit der gezahlten Kirchensteuer als Sonderausgabe. Allein die Aufhebung dieses Privilegs würde die restlichen 10% locker finanzieren. Wenn wir dazu noch auf die staatliche Finanzierung von Seelsorgern, Bischöfen mit Gefolge, kirchliche Baufinanzierungen usw. verzichten würden, könnten wir uns ein rechtskonformes Sozialsystem leisten, das seinen Namen wieder verdient hätte.
Sonstiger Link:
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