Ich habe eben die Nachricht bekommen, dass am 14.02.2013 eine weltweite Aktion gegen Gewalt an Frauen geplant ist. Dieser neue Auswuchs des #Opferabos empört mich zutiefst.
Klar, wenn man spontan hinsieht muss jeder sagen „Ich bin gegen Gewalt an Frauen!“ So ist das bei mir auch. Allerdings sehe ich Gewalt als ein quotenneutrales Problem. Ich lehne Gewalt generell ab und ich werde in die Position „Mensch zweiter Klasse“ gedrückt weil ich ein Mann bin.
Wäre es eine Demo gegen Gewalt an Menschen, so wäre ich sofort dabei. Liebe Feministinnen und Selbstkastraten ihr werdet darüber staunen aber ich zähle auch Frauen vollkommen diskriminierungsfrei zu der Gattung Mensch.
Nur weil sich die Gesellschaft (und auch die zum Protest Aufrufenden) dem Tabouthema Gewalt an Männern nicht stellen bedeutet dies nicht, dass ich nicht lautstark gegen diese vollkommene Diskriminierungsveranstaltung aufschreie.
Welches Geschlecht haben die meisten getöteten Soldaten?
Welches Geschlecht haben die meisten Obdachlosen?
Welches Geschlecht haben die meisten Hartz IV Empfänger?
Welches Geschlecht bekommt sehr oft die Kinder weg genommen?
Ich erinnere auch an den bedauerlichen Nichteinzelfall Kachelmann.
Unter anderem ruft die Linke Jugendorganisation [SOLID] zu dieser Protestveranstaltung auf. Ich habe als Pirat wirklich sehr viel Sympathie für die Linke aber als nicht masochistisch veranlagter Mann sind sowohl die Linke als auch die Grünen wegen Ihrer rückschrittlichen Geschlechterpolitik absolut unwählbar.
Lieber Sebi,
Gewalt gegen Frauen ist ein Problem, für das es durchaus angemessen ist, einen Aktionstag durchzuführen. Natürlich ist Gewalt gegen alle Menschen abzulehnen, und natürlich gibt es auch viele Männer, die Opfer von Gewalt werden. Selbst bei Gewalt in Beziehungen sind Männer häufiger Opfer, als dies aufgrund der öffentlichen Wahrnehmung zu vermuten wäre (ich habe da sogar eigene Erfahrungen machen müssen). Dennoch sind Frauen nun einmal besonders häufig die Opfer von Gewalt, und dies muss sich ändern.
Mit Ausdrücken wie „Operabo“ und der Anrede „Liebe Feministinnen und Selbstkastraten“ disqualifizierst Du Dich in meinen Augen völlig und verlässt die Ebene des zivilisierten politischen Diskurses. Als Pirat schäme ich mich zutiefst, dass ein Parteimitglied einen Diskussionsbeitrag in einem solchen Ton veröffentlicht.
Ich möchte auch noch etwas zu den einzelnen Punkten äußern, die Du als rhetorische Fragen formuliert hast:
1. Die meisten getöteten Soldaten sind Männer, weil auch die Mehrzahl der Soldaten Männer sind, und bei den Armeen, in denen auch Frauen Dienst tun, diese in der Regel nicht zu den Truppenteilen gehören, die an der Front ihren Dienst versehen. Das wurde in den USA gerade erst geändert.
2. Obdachlose sind wirklich häufiger Männer. Über die Gründe gibt es vielfältige Spekulationen, z.B. dass Männer risikobereiter leben und daher eher ganz oben oder ganz unten landen, oder dass Frauen häufiger durch ein soziales Netz aufgefangen werden, wenn sie Probleme bekommen. Ich kenne aber keine wissenschaftliche Untersuchung, die hier Antworten liefert. Hat denn die Demographie von Obdachlosigkeit Deiner Ansicht nach direkt etwas mit dem Thema Gewalt zu tun?
3. Woher hast Du die Zahlen zur Geschlechtsverteilung bei ALG-II-Beziehern? Ich habe per Google diese Aussage gefunden (siehe ):
4. Was hat denn die Frage, ob Männer in Sorgerechtsangelegenheiten benachteiligt werden, mit dem Thema Gewalt zu tun? Was soll das für ein Argument sein? Und warum sollten die wenigen Frauen, die einen Mann zu Unrecht beschuldigen (wie im Fall Kachelmann), in irgendeiner Weise das Anliegen dieses Aktionstages abwerten?
Gruß,
Sebi (der nach diesem Beitrag nicht mit Dir verwechselt werden möchte)
Hallo anderer Sebi,
ich weiß dass meine Ausdrucksweise nicht nur Dir negativ aufstößt. Leise Töne gibt es meiner Meinung nach aber schon genug. Ich weiß auch nicht ob ich ein unbedingter Fan des von Dir beschriebenen „zivilisierten politischen Diskurses“ bin. Ich bin wütend und ich finde es angemessen, das nicht runter zu schlucken sondern es raus zu lassen. Ich bin zum Beispiel nicht bei den Piraten um die Arschkriechermentalität von SPDCDUFDPGRÜNEN zu übernehmen und genau als solche interpretiere ich den „zivilisierten politischen Diskurs“. Das bedeutet nicht, dass man nicht im ruhigen Tonfall Argumente austauschen kann aber nicht in jedem Fall.
Zu Deinen Fragen:
1. Sehe ich als Zustimmung Deinerseits
2. Ja, die Demografie der Obdachlosigkeit hat sehr viel mit Gewalt zu tun. Im Straßenleben gehört Gewalt leider zum Alltag. Sei es die Anpöbelei von verblödeten Menschen, der Kampf um die besten Schlafplätze, der Diebstahl von wenigen Habseligkeiten oder die hohe Gewaltbereitschaft in Obdachlosenheimen, wegen derer viele ältere Obdachlose, die den Schutz dringend benötigen würden, es vorziehen auf der Straße zu schlafen als sich den jüngeren, stärkeren auszuliefern. Gewalt ist hier allgegenwärtig.
3.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/neue-studie-hartz-iv-sanktionen-treffen-haeufiger-die-maenner-11832715.html
http://www.stern.de/politik/deutschland/studie-zu-hartz-iv-sanktionen-arbeitslose-maenner-werden-haeufiger-bestraft-als-frauen-1865326.html
Es bezieht sich auf die Sanktionen, die hatte ich im Hinterkopf. Genaue geschlechtsbezogene Infos können bestellt werden:
http://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Service/Bestellservice-Regionale-Statistikhefte/Bestellservice-Regionale-Statistikhefte-Nav.html
4.
– Auch psychische Gewalt ist Gewalt. Ein Kindesentzug ist eine sehr massive Form psychischer Gewalt. Kindesentzug und fehlendes Sorgerecht sind leider untrennbar miteinander verbunden.
– Das wertet in keiner Weise die Opfer von Gewalt ab, wie es vom Deutschen Institut für Sprache interpretiert wurde, es weist lediglich darauf hin, dass in Fällen wie dem von Jörg Kachelmann sehr oft vorsätzlich beschuldigt wird und das Opfer der Lüge die Unschuld beweisen muss anstatt dass die Lügentäterin die Schuld beweisen muss. Das ist ebenfalls eine Form Gerichte die sich bereitwillig missbrauchen lassen als Waffe für die Gewaltanwendung zu instrumentalisieren. Ich denke dass eine Haftstrafe für einen Unschuldigen definitiv als Gewalt gewertet werden muss.
Ich hoffe, dass ich Deine Fragen beantworten konnte.
Sebi
Inwiefern genau mindert denn das von dir genannte das Anliegen, etwas gegen Gewalt an Frauen zu unternehmen? Es mag richtig sein – so ist zumindest mein Eindruck – dass durch die Betrachtung getrennt nach Geschlechtern mehr Schaden als Nutzen entsteht, weil sich sofort Leute aufregen und beleidigt fuehlen, aber das heisst ja erstmal nicht, dass das eine kein Problem sein kann, weil noch andere Probleme existieren.
Zum Militaer: Warum ist der Hinweis darauf, dass es reine Statistik ist, wenn Maenner haeufiger sterben, Zustimmung? Fragst du dich nicht mal, warum mehr Maenner beim Militaer sind?
Hi Yuri,
in Deinem ersten Absatz schreibst Du „dass das eine kein Problem sein kann, weil noch andere Probleme existieren“ Genau da liegt für mich ein Teil des Problems. Natürlich ist Gewalt an Frauen ein Problem und natürlich existieren noch andere Probleme, z.B. ein verwöhntes dummes Kind in Nordkorea, das endlich mal sein Spielzeug ausprobieren will oder fehlende Menschenrechte in den großen Staaten, die Europa beliefern, …
Wir reden aber nur von einem Problem (Gewalt) und davon dass es bei der hälfte aller Menschen verurteilt wird. Was ist daran so schwer statt für Frauen- (/Männer-) Rechte einfach für Menschenrechte zu kämpfen? Es macht kein bisschen mehr Aufwand. Es ist einfach nur gerechter.
Zu der Frage warum mehr Männer beim Militär sind: Erstens ist das traditionell begründet. Zweitens werden die Strukturen nur sehr langsam aufgeweicht und außerdem gibt es (zu Recht) kein breites weibliches Interesse am Militärdienst.
Es geht hier aber eben nicht nur um „Gewalt“ – was ja ein ziemlich weites Feld ist – sondern um eine spezielle Art von Gewalt. Vielleicht, weil es eben doch mehr Aufwand ist, sich um jegliche Form der Gewalt zu kuemmern. Man kann sicherlich debattieren, warum man nicht eine Aktion gegen sexistische Gewalt oder aehnliches macht – aber erstens nicht in der Form, wie du es hier tust, und zweitens ohne eine von beiden Seiten zu delegitimieren [oder es zu versuchen].
Zum militaer: Richtig, es geht hier hauptsaechlich um tradierte Rollenbilder. Schliesslich durften bis vor kurzem Frauen gar nicht zum Militaer. Was hat das nun aber mit Gewalt an Frauen zu tun? Weil Frauen der Militaerdienst frueher verboten wurde und sie haeufiger in den Kampfeinsatz gelassen werden, sind sie dadurch ebsser gestellt? Zumal das allein schon deshalb etwas anderes ist, weil zumindest in Deutschland niemand dazu gezwungen wird, Soldat zu werden [Wehrpflicht zaehlt nicht, die war zwar durchaus ungerecht, ist aber 1. ausgesetzt und 2. mussten Wehrpflichtige meines Wissens auch nicht in andere Laender]. Gewalt hingegen ist immer Zwang.
Das heisst zwar nicht, dass rueckwaertsgewandte Rollenbilder ignoriert oder gar akzeptiert werden sollten – im Gegenteil – es geht darum, das Problem als das zu erkennen, was es ist: Ein negatives, weil segregierendes Rollenbild, ja [fuer beide Seiten]. Aber nicht das gleiche wie Unterdrueckung oder gesellschaftliche Benachteiligung.
Zumal das hier kein Wettbewerb à la „mir geht’s aber viel schlechter als dir“ ist.