Bereits 2011 habe ich meinen am häufigsten gelesenen Artikel über die Bäckereikette K & U geschrieben. Im Februar 2015, hat die ARD den Beitrag „Das System Netto“ ausgestrahlt, in dem es um die miserablen Arbeitsbedingungen bei Netto geht.
Während der ersten 22 Minuten habe ich sehr viele Parallelen zum „System K&U“ entdeckt und bei Minute 23 kam eventuell die Begründung dafür. Beide Ketten gehören dem Mutterkonzern „Edeka“. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. Aber wie heißt es so schön im Werbespot von Edeka „Wir lieben Lebensmittel“ von Mitarbeitern hat dort wirklich niemand gesprochen.
Parallelen bei Netto und K&U finde ich unter anderem hier:
- Hoher Krankenstand ohne ausgleichende Personalplanung
- Generell zu wenig Personal (wirtschaftliche Gründe)
- Regelmäßige, erhebliche, unbezahlte Arbeit vor und nach der offiziellen Arbeitszeit ohne Bezahlung
- Es wird erwartet, dass die Arbeit erledigt wird bevor die Mitarbeiterin geht
- Überstunden sollen im Vorweg beantragt werden und sind genehmigungspflichtig. In der Realität ist das nicht praktizierbar. (Mitarbeiter fallen dadurch unangenehm auf oder es sind gar keine Vorgesetzten erreichbar. Darüber hinaus sind in vielen Fällen keine Kommunikationskanäle verfügbar, bei denen solche Absprachen auch nach einem Gedächtnisverlust der Vorgesetzten für die Arbeitnehmer beweisbar sind.)
- Schriftliche Verfügung über Arbeitsbeginn und Pausenregelung sind nur Lippenbekenntnisse und haben nichts mit der Arbeitsrealität zu tun.
- Arbeitskräfte lassen sich in der Freizeit unbezahlt in die Pflicht nehmen. Dauernde Abrufbereitschaft (Bei K & U z.B. in Form von Schlüsselbringdiensten oder dem freien Tag am Feiertag)
- Kündigungen auf Grund der Dauer der Betriebszugehörigkeit, weil langjährige Angestellte zu teuer sind oder Änderungskündigung (Neuer Vertrag oder Versetzung in unzumutbare Filiale mit langen Wegzeiten)
- Marktleiter werden zur Reduzierung des Krankenstandes angehalten.
- Einteilung der Arbeitskräfte nach Umsatz. Umso mehr Umsatz, desto mehr Verkaufskräfte. Anstatt dort wo der Umsatz zurück geht mehr Personal zur Umsatzsteigerung einzusetzen
- Finanzielle Planungsfähigkeit und Familienplanung wird durch Dauerflexibilität verhindert
- Erhebliches persönliches Leid bei den Mitarbeitern durch eine rigide Personalführung von Oben nach Unten.
- Auszubildende werden ausgebeutet.
- Keine qualifizierten Ausbilder
- Eigenständig eingesetzt ohne Kollegen (volle Arbeit und Verantwortung inklusive Abrechnung und Schlüssel ohne Finanzausgleich)
- Urlaub wird gestrichen wegen Krankheit oder Personalplanung
- Burnout, Depression sind „normale“ Erkrankungen, die auf ein schlechtes Arbeitsklima und Überforderung hinweisen.
Laut Wikipedia hat Edeka eine ziemlich lange Liste an Tochterunternehmen, Beteiligungen und Kooperationen. Interessant wäre natürlich zu wissen, wie weit sich die „Personalkultur“ in den einzelnen Betrieben ähnelt und ob sich daraus definitiv ein System erkennen lässt. Diese Recherche ist allerdings so aufwendig, dass ich das ohne finanzielle Unterstützung nicht leisten kann.
Natürlich sind diese Arbeitsbedingungen zumutbar, ja sogar förderbar von der Bundesagentur für Arbeit, einer der grundgesetzwidrigsten, verbrecherichsten Organisationen der Bundesrepublik Deutschland.
Was hast Du denn da für ein youtube-video verlinkt?
„gespert wegen Verstoß gegen Richtlinie zu Spam, Betrug, irreführender Werbung…“
Der Beitrag ist hier auf yt: https://www.youtube.com/watch?v=7TYTe5OtnZA
Und in der ARD-Mediathek hier: http://www.ardmediathek.de/tv/betrifft-/Das-System-Netto-Überstunden-und-Geld-v/SWR-Fernsehen/Video?documentId=26282610&bcastId=1100786&mpage=page.info
In Mannheim sind die Nettos eigentlich noch eine Nummer triester und schäbiger als Plus. Schwierig, wie man die Leute dort unterstützen könnte.
Schönen Gruß
Joachim
Danke für den Hinweis. Ich habe extra auf youtube verlinkt weil die Beiträge in der Mediathek so schnell rausfliegen. Vor ein paar Tagen hat der Link noch funktioniert. Ich habe jetzt Deinen Link eingefügt.